01.12.2013

Weingut Paul Achs

Ein halbes Bein und Herz und Seele
Paul Achs verlor als Kind ein halbes Bein an den Weinbau. Später sein Herz und seine Seele. Sechs Jahre war er alt als sein Unterschenkel im kindlichen Übermut in die Abbeer-Maschine geriet. Er trägt seither Knie abwärts eine Prothese, die ihm erlaubt, sich praktisch uneingeschränkt zu bewegen; sogar Skifahren kann er.

Paul Achs Heimatort Gols war noch gut zehn Jahre nach dem Unfall, was den Weinbau angeht, eher unbedeutend. Ein paar wenige Erzeuger kelterten hier ganz ordentliche Süssweine. Einige von ihnen gerieten anlässlich des Glykolskandals 1985 mit unter den Generalverdacht der Panscherei. Paul Achs Vater kämpfte um den Betrieb, der schon seit 1684 dem Weinbau verschrieben war und führte den Junior nach und nach in das Handwerk ein. Noch heute steht der 74-jährige seinem Sprössling zur Seite.

Paul Achs durchlief zunächst die klassische Ausbildung zum Weinbau- und Kellermeister in Klosterneuburg. In Kalifornien absolvierte er anschliessend in einem kleinen Betrieb ein Praktikum. «Da habe ich viele Erfahrungen gesammelt», meint Ach heute, «ich hatte grossen Spass. Die Zeit war für mich letztlich ausschlaggebend, den Familien-Betrieb weiterzuführen.»

Zu Hause überzeugte er den Vater rasch von einigen Neuerungen: Radikale Ertragsbegrenzungen, schonender Traubentransport in kleinen Körben, Verzicht auf Filtration, Ausbau in Barriques für die hochwertigen Weine. Erste Erfolge bei regionalen Prämierungen bestärkten ihn. Mit der Rebfläche wuchs der Keller. Nach dem schwierigen Herbst 2005 erkannte Achs, dass man neue Wege beschreiten musste: alte Wege. Er stellte auf eine biodynamische Wirtschaftsweise um. Eine Reihe anderer namhafter Winzer wie Kurt Feiler, Gernot Heinrich, Fred Loimer, Fritz Wieninger und Franz Weninger taten dasselbe und formierten gemeinsam die Gruppe „respekt“, die sich selbigen bald über die Landesgrenzen hinaus verschaffte.

Die vier Söhne Achs wachsen in einer gesunden Umgebung auf, die im Zeichen eines wahren Fortschrittes vieles aus der Tradition reaktiviert. Einen Bruch mit dem Althergebrachten allerdings gestattet sich der Weinbauer zusammen mit seiner Ehefrau Elfi: Einen Paul sucht man unter den Söhnen vergebens.

Neusiedlersee
Neusiedlersee ist als Region ein Bestandteil des Burgenlandes. Das Gebiet im Nordosten und Osten des gleichnamigen Binnensees hat für die Sorte Zweigelt seit dem Jahrgang 2011 den DAC-Status. Aber auch Blaufränkisch, St. Laurent und Pinot Noir haben hier als Rotweinsorten Bedeutung, ebenso bei den Weissweinen Welschriesling (vor allem für edelsüsse Gewächse), Weissburgunder und Chardonnay.
Durch die klimatischen Verhältnisse mit mehr als 2000 Sonnenstunden im Jahr und teilweise hoher Luftfeuchtigkeit sind die Möglichkeiten für die Erzeugung edelsüsser Weine sehr gut.

Die Golser verstehen zu feiern
Am besten fährt man im April zum Weinfrühling, wo über 60 Winzer mitwirken. Oder dann im August zum Golser Volksfest. Aber auch durchs Jahr erwarten einen die zahlreichen Buschenschanken, Heurigen und eine Reihe alter Weinkeller. Ein Weinlehrpfad bietet Informationen über Sorten, Anbau und Lagerung. Attraktiv ist das 2003 eröffnete Weinkulturhaus im ältesten, sorgsam sanierten Gebäude der Gemeinde. Hier können im stimmigen Ambiente Weine von Golser Erzeugern probiert werden.