01.02.2014

Vinyes dels Aspres

Der Keller der Senyora Siseta
Wer den Winzer David Molas in Cantallops besucht, entdeckt ein Stück ursprüngliches Katalonien, weit ab vom schillernden Leben Barcelonas oder der nahe gelegenen Costa Brava. Hinter dem Dorf erheben sich schon die ersten schroffen Felsen der Albera-Berge. Das Katalanisch, das die Leute hier sprechen, wirkt so rau und ungezähmt wie die Gebirgslandschaft, und wenn die Leute hier Sardana tanzen, dann nicht für die Touristen, sondern für sich selbst. Musik, Tanz, Essen und Wein: Manifestationen einer charakterstark kantigen Tradition. Das Landgut «Can Batlle» im nördlichsten Zipfel des Alt Empordà, Nord-Katalonien, geniesst einen legendären Ruf. Dieser geht zurück auf «Senyora Siseta», die Urgrossmutter des heutigen Patrons David Molas. Die charismatische Frau war zuerst Dorflehrerin, heiratete dann den Besitzer von «Can Batlle» und übernahm die Verantwortung für die Weinproduktion. Eine ihrer Töchter vermählte sich mit dem berühmten katalonischen Musiker und Komponisten Eduard Toldrà (1895–1962), dem Begründer und Dirigenten des Orquestra Municipal de Barcelona. So wurde «Can Batlle» bis zum Ausbruch des Krieges zu einem Ort, wo regionale Weinkultur, Musik und der Sardana-Tanz zelebriert wurde.

Seit David Molas im Jahr 1998 zusammen mit seinem Onkel Xavier Alberti die Verantwortung für das Familiengut übernommen hat, ist es ihr erklärtes Ziel, hier ein weiteres Kapitel Familiengeschichte zu schreiben, bei dem der Wein im Vordergrund steht. Nach der Restrukturierung der Rebberge und der Modernisierung des Kellers haben sie es innerhalb von nur zehn Jahren geschafft, «Vinyes dels Aspres» als qualitatives Spitzenlabel in Empordà zu etablieren.

Urtümliches Weinbaugebiet
Zur Empordà gehören insgesamt 48 Gemeinden, von denen sich deren 35 im nördlichen, an der Grenze zu Frankreich liegenden Alt Empordà befinden. Es existieren 47 Bodegas. Der Weinbau geht in dieser Region auf eine griechische Kolonie zurück, die schon im 6. Jahrhundert vor Christus Wein produziert hat. Damit ist Empordà wahrscheinlich die älteste Weinbauregion Spaniens. Wichtigster klimatischer Faktor ist der kühle Tramuntana-Wind aus dem Norden. Er hilft gegen Schädlinge und verleiht den Reben zu Widerstandskraft. Es dominieren alteingesessene Sorten wie Garnacha Blance oder die roten Gewächse Samso (Carignan) und Garnacha Tinta.

Das Land der nie versiegenden Überraschungen
könnte man den Norden Kataloniens nennen. An der Küste, nahe der Stadt Rosas, hat der Jahrhundertkoch Ferran Adrià in seinem Restaurant El Bulli die moderne Küche revolutioniert. Sein Vermächtnis wird in der nahe gelegenen Stadt Girona von den Gebrüdern Roca («El Celler de Can Roca») weiter entwickelt. Viel früher hat Salvador Dalí (1904 –1989) in Cadaqués sein Leben als Gesamtkunstwerk zelebriert. Heute kann man ihm in Form einer gelungen verrückten Reminiszenz im Theater-Museum Dalí in Figueras begegnen. Im ruhigen, rau-gebirgigen Hinterland wiederum erlebt man das ursprüngliche Katalonien. Cantallops ist ein Bauerndorf im besten Sinne. Das Landhotel Can Xiquet, nur wenige hundert Meter von der Kellerei von David Molas entfernt, ist der perfekte Ausgangsort, um diese Bergwelt zu erkunden. Es ist ein sprichwörtlich magischer Ort; die 112 Dolmen, 19 Menhire, 7 Steinkisten mit Grabhügeln und rund 380 Felszeichnungen, die man hier entdeckt hat, sind der beste Beweis dafür. Eigenständig ist auch die katalonische Küche mit Gerichten wie «Calçots», junge Frühlingszwiebeln die auf Steinplatten gegrillt und mit verschiedenen Saucen serviert werden.