01.06.2016

Pichler-Krutzler

Senkrecht durch die Wachau
Manchmal ist es doch noch vonnöten, das Machtwort des Vaters. Für den Geschmack Franz Xaver Pichlers hatten seine Tochter Elisabeth und ihr Mann Erich schon viel zu lange hin und her überlegt.  «Is’ doch a Blödsinn, dass ihr net in die Wachau geht!», sprach der Grossvater. Wer kann einer berühmten Winzerlegende widersprechen? Nur einen Steinwurf von dessen prominenten Weingut F.X. Pichler entfernt richteten Elisabeth und Erich also ihren Betrieb Pichler-Krutzler senkrecht ein, um auch so durch die Wachau zu starten. Rebfläche kam hinzu, mal durch Kauf, mal durch Pacht, genauso wie der Nachwuchs, zu dritt an der Zahl.

Elisabeth Pichler hatte Rechtswissenschaft studiert, war in England im Weinhandel tätig und jobbte dann bei Weinmarketing Österreich. Erich Krutzler war ein anerkannter Weinmacher, verdiente sich seine Sporen als Betriebsleiter im slowenischen Weingut Dveri-Pax ab, das zum Unternehmens-Imperium des österreichischen Benediktinerstiftes Admont gehört. Danach stieg Erich beim jungen slowenischen Weingut Marof ein, dem er ebenfalls schnell Profil gab. «Es war eine verrückte Zeit», erzählt Erich Krutzler. «Ich wollte so oft wie möglich bei meiner Frau und den Kindern sein, hatte aber meinen Arbeitsplatz in Slowenien. Oft bin ich um drei Uhr morgens in der Wachau losgefahren und am Abend wieder zurück. Das waren im Jahr 80 000 Kilometer und jede Menge Strafzettel.»
Spätestens seit 2007 der erste Jahrgang von Pichler-Krutzler erschien, ist das junge Paar in der Wachau angekommen und nicht mehr wegzudenken. Aus den 10 Hektaren Rebberg, wo Mutter Rudolfine Pichler die wichtigste Arbeitskraft ist, wachsen herrlich frische Weissweine und herzhaft herbe Rote. Von allem Anfang an gab es Beifall, der bis heute anhält.

Weltkulturerbe
Die Wachau ist zwar mit ihren rund 1350 Hektar nicht die grösste Weinregion Österreichs, aber sicher die bekannteste. Ihr Weinherz schlägt im Wesentlichen am nördlichen Donauufer in Spitz, Joching, Weissenkirchen und Dürnstein mit seinen Loibener Ortsteilen. Hier befinden sich auch die uralten terrassierten Steillagen, die massgeblich dafür waren, dass die Landschaft an der Donau im Jahr 2000 UNESCO-Weltkulturerbe wurde.

Kaum zu glauben
dass diese landschaftlich wunderschöne Region mit ihrer reichen Geschichte in den letzten Jahrzehnten mehrfach bedroht war. Einmal war ein Donaukraftwerk bei Dürnstein in Planung, dann machte der Schwerkraftverkehr Probleme und immer wieder hielt die über die Ufer tretende Donau die Wachauer auf Trab. Inzwischen sind die meisten der Weinorte am nördlichen Donauufer geschickt gegen Hochwasser geschützt und der Bewunderung und Bewanderung der uralten Weinterrassen steht nichts im Weg. Diese «Himmelsstiegen» sind Kunstwerke der Natur. Weitere Sehenswürdigkeiten der Region sind das Stift Melk und romantisch anmutende Orte wie Dürnstein und Spitz.