01.08.2015

Pelissero

Essenz des Piemonts
Es ist die Heimat einer der grossen Rebsorten der Welt: Nebbiolo. Die Kellerei von Giorgio Pelissero liegt in Panoramalage auf einem Hügel bei Treiso. Rundherum dehnen sich die Hügel der Langhe aus, in sanften Erhebungen, dann wieder steil abfallend, fast immer mit Reben bepflanzt.  Giorgio Pelissero nimmt die grobe Erde im Rebberg vor seiner Kellerei in die Hand, zerkrümelt sie, lässt sie durch die Finger rieseln. Es sind vor allem diese Böden, kalkhaltig, von mittlerer Dichte, die dem Nebbiolo seine charakteristischen Aromen verleihen würden, meint er. Noten von Rosenblüten, Salbei, auch Kamille zeichnen Giorgio Pelisseros Barbaresco Weine aus. Giorgio Pelissero ist ein eingefleischter «Barbareschista». Der Wein stand immer etwas im Schatten des grossen Bruders Barolo, der seit dem 18. Jahrhundert berühmt ist. Barbaresco kam erst vor etwas mehr als 100 Jahren auf. Heute werden insgesamt vier Millionen Flaschen davon abgefüllt, gerademal ein Viertel der Menge des Barolo.

Die beiden grossen Weine des Piemonts unterscheiden sich klar voneinander: Nebbiolo-Trauben gedeihen rund um die Gemeinden Barbaresco, Neive, Treiso und Alba auf etwas niedrigeren Lagen, meist dem Fluss Tanaro zugewandt; sie profitieren von guter Belüftung und viel Sonne. Ein Barbaresco ist daher meist eher trinkreif als ein Barolo, nicht selten etwas filigraner, geschmeidiger, weniger gerbstoffdominiert. «Das tut aber seiner Langlebigkeit keinen Abbruch», versichert Giorgio Pelissero, «ganz im Gegenteil: Manche Barbareschi können auch Jahrzehnte überdauern.» Er habe selten einen solch guten Nebbiolo produziert wie 2014, schwärmt er. Der habe einfach alles, was einen Nebbiolo ausmache.

1990 hat Giorgio das Weingut seiner Eltern übernommen. Er baute einen neuen Keller und vergrösserte den Besitz auf über 40 Hektar. Unlängst hat er wieder eine Parzelle mit Nebbiolo bepflanzt. Mit ihrem hohen Kalkanteil ist die Lage besonders geeignet für diese Rebsorte. Aber beinahe die ganze Bandbreite an autochthonen piemontesischen Rebsorten stellt Pelissero her, von Favorita und Freisa, über Dolcetto und Barbera bis zum süssen Moscato. Doch das Aushängeschild der Kellerei ist und bleibt der Barbaresco. 2010, zum fünfzigjährigen Jubiläum der ersten Flaschenabfüllung seines Vaters Luigi, hat Giorgio Pelissero einen ganz speziellen Barbaresco kreiert, eine Riserva 2004, von den besten Reben des Rebbergs Vanotu. Fein und elegant ist er, mit schöner Frucht und viel Frische; die einzige Riserva bislang im Portfolio der Kellerei. Wann er wieder eine auf den Markt bringen wird, weiss Giorgio Pelissero noch nicht. «Vielleicht 2020, zum sechzigjährigen Bestehen der Kellerei», schmunzelt er. Der passende Jahrgang 2014 läge schon im Keller.

Panoramische Reblandschaft: die Langhe
Sanfte Hügel, Dörfer auf Bergkuppen und Flüsse, die das Klima prägen. Grossen Einfluss auf die Reife der Trauben haben auch die nahen Alpen. Nebbiolo, Barbera und Dolcetto gedeihen hier prächtig. Das Gebiet des Barbaresco unterscheidet sich in der Bodenstruktur wesentlich von demjenigen des Barolo. Die kalkhaltigen Mergelböden weisen mehr Kupfer und Zink auf als die manganhaltigen Böden des Barolo-Gebietes, was zu einem anderen Aromenspektrum führt. Auch die einzelnen Zonen der vier Gemeinden des Barbaresco weisen teilweise grosse Unterschiede auf.

Die sanfte Landschaft
des Astigiano, die steilen Hügel des Monferrato, Turin, die ehemalige Residenzstadt der italienischen Könige, Naturparks und Schutzgebiete, Skiresorts und geschichtsträchtige Schlösser – das Piemont ist immer eine Reise wert.

Sicherlich zählen die Rebhügel der Langhe zu den beeindruckenden Landschaften Italiens. Alba, die Hauptstadt der Langhe, ist nicht bloss wegen ihrer Trüffeln bekannt, sie lockt das ganze Jahr über gleichermassen Freunde des authentischen Norditaliens, Weinliebhaber und Naturverbundene in seine lieblichen Breiten. Zahlreiche Weingüter laden ebenso zu einem Besuch ein wie kleine Trattorien mit ihrer traditionsreichen piemontesischen Küche.