01.02.2015

López de Heredia

Eine Kathedrale für den Rioja
«Alles rennt mit der Zeit, die Zeit rennt hinterher», besagt ein Sprichwort. Kaum eine Kellerei entzieht sich diesem Diktat so konsequent, wie die Bodega R. López de Heredia. Das legendäre Rioja-Gut hat fanatische Bewunderer, aber auch eine dezidierte Gegnerschaft, denn es provoziert mit seiner radikal traditionellen Philosophie. Jeder der Weine ist ein Pamphlet gegen die groteske Beschleunigung unserer Zeit.

Die Kellerei im alten Bahnhofsquartier des Rioja-Städtchens Haro ist leicht zu finden; das markante Aussichtstürmchen mit dem roten Giebeldach, gilt als Wahrzeichen des traditionellen Riojas und das verwinkelte Anwesen als Inbegriff einer «Catedral del Vino». In den Gewölbegängen, wo spinnenwebenverhangene Leuchter für das nötigste Licht sorgen, scheint sich seit der Gründung im Jahr 1877 nichts verändert zu haben.

hat. Hier werden Weine entschleunigt, der Luxus der Geduld ist ihnen grosszügig dargebracht. Die «Reservas» von Lopez de Heredia schlummern zehn Jahre im Keller, die «Gran Reservas» werden gar 20 Jahre zurückgehalten. Schliesslich zeigen die herrlichen Rioja-Crus die Finesse grosser Burgunder.
Maria José, Mercedes und Julio Césare Lopez de Herdia führen das Unternehmen heute in der fünften Generation und pflegen das alte Equipment selbstverständlich weiter. Egal ob Erntebütten, Barriques oder die 60000 Liter fassenden Holzstanden aus dem Jahr 1899: Alles wird von der hauseigenen Küferei sorgfältig instand gehalten. Doch Nostalgie muss nicht in jeder Beziehung Trumpf sein. Der futuristische Besuchershop von Zaha Hadid und die beispielhaft gestaltet Website www.lopezdeheredia.com beweisen ein wunderbares Gespür für eine fein ins Moderne hineingewobene Tradition.

Im Reich des Rotweins
Rotweine machen in der Rioja wenig überraschend stolze 85 Prozent der Produktion aus. Das Anbaugebiet ist in die drei Subregionen Rioja Alta, Rioja Alavesa und Rioja Baja unterteilt. Die Rioja Alta, wo sich die Bodega López de Heredia befindet, ist die höchstgelegene und westlichste Zone. Der nahgelegene Atlantik und die Höhenlage ergeben ein ausgesprochen kühles Klima, im welchem elegante und gut strukturierte Weine reifen. Auch die kühlen, lehmhaltigen Böden tragen zu dieser Stilistik bei.

Der Charme des traditionellen Riojas
Ist nirgendwo so präsent wie in der Kleinstadt Haro und ihrem Umland, wo die Weinberge am Fusse der Sierra Cantabria wie ein Sack Puzzlesteine ausgeschüttet im beschaulichen Hügelland liegen. Ein «Muss» ist der Spaziergang durch das alte Bahnhofsviertel von Haro, wo die moderne Rioja-Geschichte begann. Die mächtigen Bodegas (López de Heredia, La Rioja Alta, Muga, Cune, Bilbainas, usw.) scharen sich alle um den kleinen Bahnhof und künden vom Reichtum, der hier entstand, als nach 1860 die Weinhändler aus Bordeaux eintrafen, um Ersatzwein für ihre von der Reblaus zerstörten Weingärten zu kaufen. Interessant wird es in den Altstadtgassen jeweils zwischen Donnerstagabend und Sonntag, wenn die Leute aus Bilbao herkommen, um gut zu essen und gut zu trinken.