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Weingüter

01.06.2012

Ktima Pavlidis

Frohe Botschaft aus Griechenland
Selten genug momentan. Im Land des Olymps dominieren die bad news. Und wenn es doch einmal etwas Erfreuliches gibt, kommt es aus einem Dorf namens Drama…
Drama liegt gut zwei Autostunden nordöstlich von Thessaloniki in Ostmakedonien und hat etwa 32000 Einwohner. Hier wird seit Jahrzehnten hauptsächlich Marmor abgebaut. Um Wein begann man sich erst in den 90er Jahren zu kümmern, als die reichen Marmorunternehmer Reben zu pflanzen begannen.  So auch Christophoros Pavlidis. Der Weinliebhaber, Jahrgang 1967, begann 1998 mit drei Hektar. Heute sind es 65 und weitere 35 warten auf Bestockung. Umgeben von einer karg bewachsenen Bergflanke, hinter der auch im späten Frühjahr noch schneebedeckte Berge die Grenze zu Bulgarien markieren, steht seine Kellerei: ein moderner Flachbau, der ein durch und durch funktionell gehaltenes Inneres birgt, als wolle er sagen: «Wir Gebäude müssen nicht eindrücklich sein, sondern der Wein.» Dieser Leitspruch liesse sich auch auf Nikos Karatzas anwenden, der hier für die Pflege der Reben und für die Entwicklung der Weine zuständig ist. Er ist so etwas wie ein Ziehsohn von Pavlidis. Nikos studierte zunächst Chemie, jobbte dann im neuen Weingut des väterlichen Freundes Pavlidis und liess sich von ihm zu einem weiteren Studium in Bordeaux verleiten. 2006 wurde er Geschäftsführer und leitet heute ein Unternehmen, das auch mitten in der Untergangsstimmung nichts als schwarze Zahlen schreibt.  Das Sortiment ist so überschaubar wie grossartig: der Chardonnay als Edelserie, der vielschichtige, feingliedrige, dem Riesling ähnliche Assirtiko, der kraftvolle, seidig anmutende Syrah, der komplexe, langlebige Tempranillo. Ausgebaut werden sie im unterirdischen Keller, in dem das Gesetz der Schwerkraft gilt. «Pumpen brauchen wir nicht», meint Nikos Karatzas. Neben blitzendem Edelstahl sind in zwei separaten Räumen, die fast Kathedralen ähneln, rund 540 neue und gebrauchte Barriques aneinandergereiht. Die Roten reifen hier fast ein Jahr und eignen sich durchaus, Streike, Eurokrisen und anderes Ungemach vergessen zu machen.

3000 Jahre Wein
Griechenland ist das Mutterland des europäischen Weinbaus. Schon vor 3000 Jahren wurde mit Sorgfalt Wein erzeugt und das Wissen darüber durch Seefahrer um 600 vor Christus nach Südfrankreich transferiert. Mitte des 15. Jahrhunderts kam der Weinbau für fast 400 Jahre unter der Herrschaft der osmanischen Türken fast zum Erliegen. Sultane verboten ihren Untertanen sogar die Aussprache des Wortes «Krassi» (Wein). Im 20. Jahrhundert, als Griechenland mal Monarchie, dann wieder Republik und schliesslich Militärdiktatur war, hatte es der Weinbau schwer. Nur einige grössere Kellereien setzten auf Qualität. In den 60er Jahren begann das Weininstitut mit einer Neuordnung nach französischem Vorbild und der Einführung von heute 35 Qualitätsweingebieten (OPAP für trocken, OPE für Likör- und Süssweine) mit klassifizierten Sorten und durchaus strengen Ertragsvorschriften. Die Region Drama in Ostmakedonien ist vorläufig nur Landwein-Gebiet.

Lustspiel in Drama
Wenn man mit dem Flugzeug in Thessaloniki ankommt, benötigt man für die 145 Kilometer nach Drama zwei Stunden mit dem Auto. Die Fahrt geht über eine wenig befahrene Autobahn, die man am besten erst an der reizvollen Hafenstadt Kavala verlässt. Hier gibt es ein archäologisches Museum und eine byzantinische Burg zu sehen, die alleine bereits den 32-Kilometer-Schlenker über Drama hinaus wert sind. Drama liegt am Fuss des eindrücklichen Mount Falakro, dem «Berg der Blumen», der von einem ganz eigenen Licht umgeben ist. Im Tal findet man zum Beispiel die Tropfsteinhöhlen des Flusses Angitis sowie eine Parkanlage im Zentrum Dramas mit Gastronomie und Wasserspielen.


Ktima Pavlidis
Ktima Pavlidis
Kokkinogeia, GR-66100 Drama
Tel +30 25210 58300 , Fax +30 25210 58310

Web: http://www.ktima-pavlidis.gr
E-Mail:
Ktima Pavlidis

Das Überraschungspaket

2011 Thema Weiss

2012 bis 2015

Cuvée zweier erstklassiger Sorten, ausgebaut im Stahltank. Der Renner des Betriebes, ausgeprägt würzig, betont mineralisch, ein Wein mit viel Trinkfluss.

Mariage

Gebratener Fisch aus See und Fluss, auch Oktopus und Calamares, Gemüse, Paprika in Olivenöl, Käse.

2008 Thema Rot

2012 bis 2020

Lag zwölf Monate in neuen und gebrauchten Barriques. Komplex, mit eleganter Fülle. Wirkt sehr jugendlich, duftet animierend nach schwarzen Beeren, Kräutern und Pfeffer.

Mariage

Wild, Lamm vom Grill, Oktopus mit Kräutern, Moussaka, Pastizio (Nudelgericht mit Hackfleisch), schwarze Oliven.

2007 Emphasis Tempranillo

2012 bis 2022

14 Monate in neuem Holz, zweijähriges Flaschenlager. Nach Sauerkirschen und Waldbeeren duftender, konzentrierter und temperamentvoller Rotwein.

Mariage

Lammbraten, Wild, Gans, Filetsteak mit Gänseleber.