01.10.2015

Kopp von der Crone Visini

Tessiner Mariage
Tessin ist Merlot, soviel steht fest. Allerdings blickt der Südkanton auf eine turbulente und nicht immer gradlinige Weingeschichte zurück. Vor über 100 Jahren retteten die Rebsorten aus dem Bordelais nach der Reblaus-Katastrophe den Tessiner Weinbau. Lange prägten sie ein fruchtbetontes, sanftes Profil der örtlichen Weine, bis in den 1990ern eine Garde junger Winzer dem sanften Merlot mehr abverlangten, die Erträge reduzierten und Säure und Tannin akzentuierten. In der revolutionären Front dieses zweiten Umbruchs in der Tessiner Weinwelt standen auch Anna Barbara von der Crone Kopp und Paolo Visini.

Sie keltern nicht nur reinsortigen Merlot, sondern verleihen ihren Cuvées mit Arinarnoa (einer Bordeaux-Neuzüchtung) mehr Tiefgang, Würze und Substanz. Mit viel Feingefühl nutzen sie die unterschiedliche Lage der Rebberge in der Magadino-Ebene im südlichen Mendrisiotto und im Luganese. Die verschiedenen Terroirs mit ihren eigenen Bodenstrukturen und Mikroklimas machen ein variantenreiches Spiel mit den Rebsorten möglich, das Crone Kopp und Visini virtuos beherrschen.
Vor bald zehn Jahren ist ihr Weingut aus der Vereinigung ihrer beiden Betriebe entstanden. Nebst der Vielfalt ihrer je eigenen Erzeugnisse, besticht vor allem die Verschränkung der Qualitäten: Der „Irto“, der erste Wein aus gemeinsamer Produktion, ist von selten eleganter Struktur und atmet die leichtfüssige Kreativität seiner Geisteseltern.

Ein Boden für Merlot
Im Tessin wird seit über 2000 Jahren Weinbau betrieben. Meist waren es landwirtschaftliche Mischbetriebe, die Sorten wie Bondola und Freisa anbauten. Nachdem Reblaus und Mehltau über das Tessin hinweggefegt waren, versuchten es die Winzer mit Merlot und Cabernet Sauvignon. Die Resultate waren vielversprechend, die Rebsorten setzten sich durch. Heute stehen südlich der Alpen tausend Hektar Reben, meist in sehr kleinen Parzellen. 80 Prozent davon sind Merlot.

Wer ins Luganese reist
muss hinauf auf den Monte San Salvatore, um sich einen Überblick zu verschaffen; die Aussicht ist traumhaft. Eine Standseilbahn führt auf den 900 Meter hohen Gipfel des Luganer Hausbergs. Alternativ lockt ein wunderbarer Wanderweg von Morcote aus. Das malerische Dorf auf der Lugano abgewandten Seite der Halbinsel zählt zu den zauberhaftesten Orten der Schweiz.