01.08.2016

Kir-Yianni

Kurz und gross: Die Tradition des griechischen Weins
Der Name prägt schon weit über hundert Jahre den Weinbau Griechenlands: Boutari in Naoussa. Ruhm erwarb sich das Unternehmen vor allem ab 1968, als Yiannis Boutaris, der in Bordeaux Weinbau studiert hatte, die Regie im Keller übernahm. 1995 verabschiedete er sich wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Firmenpolitik aus der Kellerei und gründete mit seinem Rebenbesitz ein neues Weingut, genannt Kyr-Yianni (Herr Yiannis) in Makedonien. Einige Jahre später übergab er es seinem Sohn Stelios, der heute mit einem starken Team für weiteren Aufschwung sorgt.

Griechenlands Weingeschichte reicht zwar 4000 Jahre zurück. Stelios Boutaris spricht dennoch von einer «kurzen Tradition». Zwischen dem 15. Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Griechenland nämlich von den Türken besetzt und konnte kaum Weinbau betreiben. Danach dauerte es viele Jahrzehnte, ehe sich Qualitätsweinbau etablierte.

Boutari hatte in diesem Prozesse immer eine Hauptrolle gespielt und Stelios Boutaris hält heute noch das Banner sorgfältig gekelterter Weine hoch. Bei Kyr-Yianni wird wert gelegt auf geringe Ernten von maximal 50 Hektoliter pro Hektar. Die Rebberge werden bewässert, dafür gibt es auf den Fluren von Naoussa mitten in den Reben einen idyllischen kleinen See, der von zwei Wildenten bewacht wird. Geerntet wird von Hand, meist in mehreren Lesegängen je nach Reifegrad und Säure. Darüber hinaus werden Weine aus verschiedenen Fluren nach dem Lagen-Prinzip und nach dem Alter der Reben separat ausgebaut, um einmal besonders eigenständige Weine zu erzeugen.

Auch im Keller wird nichts dem Zufall überlassen. Die Trauben kommen in die Kühlkammer, werden sortiert und selektioniert, entrappt und schliesslich temperaturkontrolliert vergoren. Bei den Rotweinen wird mit feinen Unterschieden nach Sorten die klassische Klaviatur gepflegt. Wichtig ist am Ende eine optimale Tannin-Struktur.

Die Assemblage der Topweine von Kyr-Yannis beweisen, dass auch einer kurzen Tradition Grosses entwachsen kann.

Ungeheure Anbaugebiete
Naoussa und Amyndeon mögen sich zunächst anhören wie Skylla und Charybdis. Statt Seeungeheuern verbergen sich dahinter jedoch zwei Appellationen, die in Griechenland schon lange bekannt sind und zu den ersten Gebieten gehören, die als Qualitätsweinregionen mit der Ausweisung bestimmter Rebsorten (hier ausschliesslich Xynomavro) fixiert wurden. Naoussa und Amyndeon im Westen befinden sich rund 70 Autokilometer voneinander entfernt. Naoussa war noch vor gut 50 Jahren eine Region, die fast brachlag, aber dann von der Kellerei Boutari wiederbelebt wurde. Auch in Amyndeon, einst bedeutungslos, wurde in den letzten Jahren viel bewegt und sind neue Betriebe entstanden, die das Potenzial dieser Region gemeinsam mit Kyr-Yianni wecken.

Verwechslungsgefahr
besteht zwischen den beiden Städten Naoussa und Naoussa, die beide in Griechenland liegen. Beide haben mit Wein zu tun und sind Bestandteil von Qualitätsweinregionen. Eine Ortschaft befindet sich jedoch auf der Zykladen-Insel Paros. Unser Naoussa ist dagegen gut 80 Autominuten und etwa 95 Kilometer westlich von Thessaloniki zu finden. Ein verschlafen wirkendes Städtchen mit rund 22 000 Einwohnern, das am Abend jedoch munter wird. Dann sind die zahlreichen Tavernen im Zentrum in der Nachbarschaft einiger kleiner Grünanlagen gut bevölkert; Diskussionsthemen haben die Griechen derzeit genug. Früher gab es in Naoussa einige Industrieunternehmen. Heute lebt der Ort vorwiegend von der fruchtbaren Landwirtschaft und dem Weinbau. Auch Thessaloniki ist unbedingt ein Besuch wert. Die zweitgrösste Stadt Griechenlands (325 000 Einwohner) präsentierte sich aktuell prächtig und blitzsauber. Für den wirtschaftlichen Aufschwung sorgt seit 2011 Bürgermeister Yiannis Boutaris (74), dem es gelungen ist, den Tourismus zu beleben. Thessaloniki pulsiert wie in seinen besten Zeiten!