01.06.2014

Kia Ora

Pinot. Nah. Fern.
In den drei Weinen dieses Clubpakets erkennen wir durchaus den Pinot, wie er uns von Gewächsen aus Deutschland oder der Schweiz her vertraut ist. Doch finden wir Finessen, die ihn in verführerischer Weise von unseren Blau- und Spätburgundern unterscheiden und die seine Herkunft am anderen Ende der Welt beurkunden: Neuseeland.

Das Weingut Villa Maria in Marlborough etwa erinnert in seinen Weinen mit extravertierter Beerenfrucht und weicher Fülle an einen typischen Schweizer Pinot aus einem warmen Jahr. Allerdings kommt ein frucht-intensiver Charme hinzu, den man so nicht kennt.
Die subtilen sensorischen Unterschiede, die die Weine auszeichnen, sind nicht in erster Linie auf die Herstellung zurück zu führen, sondern auf die verschiedenen Terroirs. In Marlborough und Martinborough wachsen die Weine auf Schwemmböden, in Central Otago reift der Pinot in den südlichsten Weinbergen der Welt. Wer hier einen besonders säurebetont-geradlinigen Pinot-Typ erwartet, erlebt eine Überraschung. Im tendenziell schon kontinentalen Klima von Central Otago entstehen Weine mit beeindruckender, sinnlicher Fruchtfülle. Dank diesen terroirspezifischen Charakteristiken hat sich Neuseeland nebst Kalifornien in den letzten Jahren der Pinot-Hochburg der neuen Weinwelt entwickelt. Nicht nur „Villa Maria“ steht für dafür. Larry McKenna wird nicht umsonst godfather of pinot genannt, seit 1998 führt er sein Gut „Escarpment“. Und auch „Felton Road“ geniesst weltweit einen hervorragenden Ruf, der weitgehend auf den Pinot-Erzeugnissen gründet.

Kühle Gebiete
Im Vergleich zum Burgund, wo der Pinot Noir seit über 1000 Jahren eine herausragende Rolle spielt, hat in Neuseeland die Pinot-Geschichte eben erst begonnen. Die ersten anspruchsvollen Pinot-Weine wurden hier in den 80er Jahren gekeltert. Pinot Noir wird heute vielerorts für die interessanteste Sorte Neuseelands gehalten, weil er die unterschiedlichen Terroirs am klarsten zum Ausdruck bringt. Dass die neuseeländischen Winzer relativ spät realisierten, welches enorme Potential die Sorte in den Cool Climate-Gebieten hat, ist heute ein Vorteil. So konnten die Rebberge nach neuesten Erkenntnissen und mit dem besten Klonen Material bepflanzt werden.

Tipp: Die südlichste Weinkultur des Planeten
erlebt man als Besucher unkompliziert und hautnah. Man wird sofort Teil eines Wein-Country-Livings, zu dem erstklassige Produkte, ein rustikales aber doch modernes Farmer-Ambiente und einen unkompliziert-freundschaftlichen Umgang gehören. Vorsicht bei den Distanzen: Auf der Südinsel bewegt man sich auf kleinen Strassen und Strässchen, die Fahrt dauert immer länger als die Kilometerzahl erwarten lässt. So ist die Reise von Marlborough nach Central Otago zwar idyllisch, entlang der Küste bei Kaikoura, wo oft Walfische zu sehen sind, sogar atemberaubend schön, doch die Fahrt dauert leicht acht bis 12 Stunden. Während Marlborough und Martinborough eine gute touristische Infrastruktur bieten, muss man beim Besuch von Central Otago auf das nahe gelegene Arrowtown ausweichen. Der Umweg lohnt sich. Das restaurierte Bergbaustädtchen hat besonders viel Charme.