01.04.2014

Georges Vigouroux

Pionier & Söhne
Das Vigouroux-Imperium: sauber herausgeputzte Monumente, Weingut Mercuès und Château de Haute-Serre, sorgsam unterhaltene Weinberge rundum, schmucke Verkaufslokale, eine Produktion von zwei Millionen Flaschen Wein, die sich Jahrgang für Jahrgang über die ganze Welt verteilen, ein Gespür für Boden, Trauben und Gärung, das über die Ränder der letzten beiden Jahrhundertwenden hinaus von Generation zu Generation weitergegeben wurde…

«Die Vigouroux haben den Weinhandel im Blut», stellt der aktuelle Firmenchef Bertrand-Gabriel Vigouroux fest. Aber um Buchhaltung und Bereicherung kann es dabei nicht gehen. Ein Händler. Der bei Trost und Sinnen ist, hätte vor 35 Jahren nicht auf Malbec-Stöcke gesetzt. Der gefallene Malbec, der Verrufene, der Geächtete? Nein, er hätte Landwein aus Sauvignon Blanc oder Chardonnay gekeltert – kleiner Einsatz, grosse Marge. Er hätte einen gesichtslosen Betonschuppen zum Hauptquartier gemacht und nicht uralte Schlösser mit brachliegenden Parzellen angekauft, und schon gar nicht in ein verlottertes Geschichtsmonument, eine malerisch heruntergekommene Burg, deren Unterhalt allein ein Vermögen verschlingt.

Die Vigouroux haben noch etwas ganz anderes im Blut, das man gemeinhin mit Worthülsen wie Leidenschaft oder Hingabe benennt. Die Basis des Erfolgs, den Diamanten in der Familienmine sieht man bei Vigouroux aber eindeutig nicht im eigenen Blut: «Malbec!», sagt Bertrand-Gabriel «Ohne diese Traube würde es uns nicht geben.»

Anbaugebiet Cahors
Die Weinberge liegen hier in etwa gleicher Distanz zum Mittelmeer, zum Atlantik und zu den Pyrenäen. Über den Mäandern des Lots erstrecken sie sich auf Kies- und Kalkterrassen. 260 Domänen in 45 Gemeinden. In den letzten 15 Jahren ist die AOC-Anbaufläche auf dem Papier um fast 800 Hektar gesunken und beträgt heute rund 3500 Hektaren. Der Grund dafür ist, dass sich mehr und mehr Winzer diversifizieren und mit Erfolg zusätzlich Weisswein und Rebsortenwein produzieren, der als «IGP Côtes du Lot» abgefüllt wird.

Von den Göttern verwöhnt
ist diese Gegend wahrlich. Die hügelige Landschaft mit einsamen Weilern und Gehöften, Rebbergen, Obstgärten, Sonnenblumen- und Weizenfeldern erinnert an die Toskana. Wer es gemächlich mag, kann das liebliche Umland der Stadt Cahors vom Rücken eines Pferdes, vom Fahrradsattel oder von einem Paddelboot aus entdecken. Die Anhöhe des Mont Saint-Cyr bietet den schönsten Blick auf das Städtchen. Sehenswürdigkeit und Wahrzeichen der Stadt ist der Aquädukt Pont-Valentré aus dem 14. Jahrhundert mit seinen sechs Bögen und den drei befestigten Türmen. Das mittelalterliche Verteidigungsbauwerk war einst unumgängliche Etappe auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela.