02.10.2013

Domaine la Soumade

Der eifrige Pensionär
Wie ein gemütlicher Rentner, dessen Leben vom Rhythmus des Kegelns und Kartenspielens geprägt ist, will er einem nicht erscheinen. Es ist nicht einfach, mit André Romero Schritt zu halten. Sein Name ist nicht das einzige, was an diesem Mann schnittig, zupackend und beschwingt erscheint. Sähe man ihn nicht hier in seinen Gummistiefeln durch die Reben stapfen oder im Keller an einem Gärbottich stehen, man hielte ihn glatt für einen mec aus einem Film von Jean-Pierre Melville.

Offiziell ist nunmehr sein Sohn Frédéric Romero der Patron im Betrieb „La Soumade“ in Rasteau an der Côtes du Rhône. Dem zurückhaltenden, schweigsamen Winzer Frédéric Romero ist es im Keller allerdings wohler als in jedwedem Rampenlicht. Er ist der geborene Tüftler, der auch der Schraube eines Abfülltanks noch alle Aufmerksamkeit schenkt, die er für nötig befindet, damit der Wein in seiner Verarbeitung optimale Bedingungen vorfindet. Indessen berichtet André in den Reben aus seinem langen Erfahrungsschatz. Er weist auf die Art der Pflanzung hin, scharrt im Boden, um blauen Lehm freizulegen, und bricht eine Rappe vom Stock, um mit alchemistischen Winzeraugen ihre Frucht zu befragen.  Romero hatte immer eine gute Nase für Böden. Niemand wie er erkannte in der Gegend das Potenzial des Lehms. Seine Zukäufe bepflanzte er nach und nach, möglichst am Hang, um einen guten Abfluss des Niederschlagwassers zu gewährleisten, Dabei legte er Wert auf eine enge Bestockung, um so die Menge pro Rebe zu vermindern.  Seit vier Jahren ist er nun in Rente. Doch sind er und sein Sohn nicht ein zu gutes Gespann, als dass einer von beiden sich einfach in den Ruhestand schicken darf? Und, hat man jemals gehört, dass sich Leidenschaft sich pensionieren lässt?

Anbaugebiet
Rasteau liegt gut 35 km nördlich von Avignon. Auf den Lehmböden dominiert der Wein. Die Appellation zählt knapp 1300 Hektar und produziert zu 96 Prozent trockene Rotweine. Die Trauben reifen in Hanglage in südlicher und südöstlicher Ausrichtung und in Höhen von bis zu 360 Metern über Meer. 30 Jahre lang haben die Winzer für die Anerkennung als Cru gekämpft. 2010 wurde dem Antrag endlich stattgegeben. Wer von den Böden der Côtes du Rhône spricht, ob rechtes oder linkes Ufer, denkt zuerst einmal an Geschiebe, Geröll, Sand, allenfalls Kalk, aber kaum je an Lehm. Das genau ist die Spezialität von Rasteau: Böden aus gelbem und blauem Lehm mit hohem Tonanteil. Der Vorteil dieser Böden: Sie sind sehr trockenheitsresistent.

Im Schatten der Platanen
und Zypressen und dem rotweiss blühenden Oleander lässt sich der herrliche Frühherbst der Provence wunderbar geniessen. Drei Kirchen, gepflasterte Strassen und Gassen, eine mittelalterliche Burgruine, die blassgelben Fassaden mit ihrem blättrigen Verputz, der Torbogen der Bischofskirche aus dem Jahr 1005 ‒ all dies verleiht Rasteau den einzigartigen südfranzösischen Charme. An André Romeros Lieblingsadresse für Speis und Trank, im Restaurant Christian Etienne, findet das Lokalkolorit eine nochmalige Verdichtung und Veredelung. Der charismatische Gemüsepapst Christian Etienne ist ein leidenschaftlicher Verteidiger lokaler Produkte und Weine. Die Lage mitten in der Altstadt ist ideal und die Weinkarte sucht ihresgleichen.