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Weingüter

02.07.2012

Clot de l’Oum

Von Ulmen und Reben, und vom Leben
Clot de l’Oum ist Katalanisch und bedeutet Ulmenhügel. Heute trägt der Hügel keine Ulmen mehr, dafür einen schönen Satz Reben. Er thront mitten in einer wilden Landschaft zwischen Pyrenäen und Mittelmeer. Der Himmel strahlt stahlblau. Es geht ein lebhafter Wind. Eric Monnès stammt aus Perpignan, gleich um die Ecke und seine Frau Lèia Monnès aus Brasilien, paar Ecken weiter. Die beiden lernten sich in Berlin kennen. 1995 kauften sie ein Stückchen Rebland hier auf dem Ulmenhügel, wo es keine Ulmen mehr gibt aber Reben, mitten in einer wilden Welt aus Schiefer, Granit und Gneis. Beharrlich – und mit Hilfe von Erics Vater, dem stillen Werker im Hintergrund – bauten sie ein 13-Hektar-Weingut auf, von dem sie bisher noch nicht leben können. Als Ingenieur pendelte Eric unentwegt zwischen Berlin und Den Haag hin und her und fühlte sich als Tourist im eigenen Lande. Lèia und er suchten nach einem Ausgleich und entschlossen sich für eine Weindomäne. «Meine Frau Lèia und ich sind leidenschaftliche Köche. Und auch im Wein fanden wir Kreativität, die Suche nach Harmonie und Ausgewogenheit, die Wahl natürlicher, möglichst biologisch erzeugter Grundzutaten.» Erics Job finanziert noch heute das Projekt. Investitionen werden Schritt für Schritt gemacht. Der Keller ist funktionell, aber noch unverputzt, im künftigen Eigenheim thront die Betonschleuder. «Durch unsere wirtschaftliche Autonomie konnten wir uns nötige Investitionen leisten, ohne grosse Volumen zu Billigpreisen produzieren zu müssen», begründet der 50-jährige Eric seine Strategie. Welches Potenzial in den Granitböden steckt, entdeckten Eric und Lèia erst nach und nach. «Heute wissen wir, dass es solche Böden nur in zwei Anbaugebieten in Frankreich gibt: im Norden der Rhône – Cornas und Hermitage – und hier in den Côtes du Roussillon-Villages. Unsere Weine haben nichts gemein mit den schwerblütigen Weinen des Südens. Hier, in ausgesprochenen Höhenlagen, wachsen Weine von besonderer Mineralität und Frische.»
Lèia und ihr Schwiegervater Charles stapfen durch die Reben, um Zwischenherzen auszubrechen. Das hat nichts mit dem Liebeskummer der Reblaus zu tun, sondern ist die wichtigste und aufwändigste Rebarbeit im Frühling auf Clot de l’Oum. Sie besteht darin, die kleinen Rebsprossen an den Blattansätzen auszubrechen, um das Wuchern der Rebe zu kontrollieren und dafür zu sorgen, dass die Pflanze schön luftig wächst. Dann wird die hübsch frisierte Rebe zu einem Strauss aufgebunden. Lèia lächelt. Charles auch. Und Eric lächelt bestimmt beim Gedanken daran, bald wieder bei den Seinen auf Clot d’Oum zu sein. Alle lächeln. So geht’s einem vermutlich, wenn man seinen Traum lebt. Nicht mehr und nicht weniger.

Weine, die Berge versetzen
Spezialisten zählen die granithaltige Zone um Caramany seit langem zu den besten des Roussillon-Villages und vergleichen sie mit dem Terroir des Priorats jenseits der spanischen Grenze. Noch immer haftet der Region das negative Image an, billige alkoholschwere Rotweine zu produzieren. Doch seit 15 Jahren fördern engagierte Winzer den Aufschwung einer Region, die schon 1977 zum AOC-Gebiet wurde. Heute umfasst die AOC rund 1300 Hektar Rebfläche, die sich auf rund drei Dutzend Gemeinden verteilen. Die vier Dörfer Caramany, Latour-de-France, Lesquerde und Tautavel gehören zu den Spitzenlagen und dürfen ihren Namen der Appellation anfügen. Produziert werden als Côtes du Roussillon-Villages ausschliesslich Rotweine. Die Weissen verlieren „Village“ und kommen als Côtes du Roussillon auf den Markt.

Plötzlich in Spanien
denkt man sich: Die Côtes du Roussillon-Villages liegen nur ein paar Autominuten entfernt vom umtriebigen Perpignan und den Badestränden der Côte Vermeille. Doch es ist eine andere Welt. Die Ausläufer der Pyrenäen, französisches Katalonien, Spanien, möchte man fast meinen. Die Architektur der Dörfer, die an steilen Hängen Schatten suchen oder Schutz vor dem immer mahnenden Wind, der verrückt macht, wie man hier sagt, bezeugt dies ebenso wie die Namensschilder. Auf kahlem Granitfels wachsen hier Kork- und Steineichen, würzig duftende Kräuter, wilde Beeren und dorniger Ginster, ein paar einsame Olivenbäume – und natürlich die Rebe, oft in einer Höhe von 300 bis 500 Metern über Meer. Der Tipp liegt auf der Hand: Hingehen, spazieren, geniessen. Keine Pläne. Die Gegend lässt sich am besten im Februar und März oder von Mitte September bis Mitte November geniessen. Dann sind die Küsten und Städte menschenleer, das Wetter kühl, aber beständig, die meisten Hotels und Restaurants geöffnet und der Empfang weit freundlicher als in der Hauptsaison.


Clot de l'Oum
Clot de l'Oum
Domaine du Clot de l'Oum, FR-66720 Bélesta
Tel +33 6 60 57 69 62 , Fax +33 4 68 62 19 78

Web: https://www.clotdeloum.com
E-Mail:
Clot de l'Oum

Das Überraschungspaket

La Compagnie des Papillons 2009

2012 bis 2013

Vergnüglicher Wein, der sich unkompliziert, fruchtbetont, bekömmlich und mit der ganzen Grosszügigkeit des Jahrgangs präsentiert.

Mariage

Mediterrane und stark gewürzte Gerichte, gegrilltes Gemüse, Couscous, Salat.

Saint Bart. Vieilles Vignes 2008

2012 bis 2016

Die ältesten Carignan-Stöcke der Domäne wachsen in Höhenlagen von 600 Metern über dem Meer. Sie zeigen in der Assemblage die eindrucksvolle Komplexität dieser Böden.

Mariage

Lässt sich mit vielen nationalen und internationalen Gerichten vermählen, scheut selbst Fisch und die asiatische Küche nicht.

Numero Uno 2008

2012 bis 2016

Die Reben dieser Top-Cuvée wachsen auf Granitböden, die dem Wein seine tiefe, vielschichtige Dimension verleihen.

Mariage

Gegrilltes Fleisch, kräftiger Braten, saftiges, gut gewürztes Kaninchen.